Hinter den rund 26.000 öffentlichen Ladesäulen in Deutschland stehen unzählige Ladesäulenbetreiber. Sich einen Überblick über die Kostenstruktur, Ladesäule Preis und die individuellen Angebote zu verschaffen, ist entsprechend schwierig. Wir haben für Sie recherchiert und die wichtigsten Informationen rund um Ladekarten, Lade-Apps, Tarifmodelle und Abrechnungssysteme zusammengetragen.
Wieviele Ladestationen gibt es in Deutschland?
Mit Ende des Jahres 2021 stehen in Deutschland bereits 26.000 öffentliche Ladesäulen zum Aufladen von Elektroautos zur Verfügung. Ein Großteil davon ermöglichen extra schnelles Aufladen. Mit knapp 5000 Ladesäulen ist Bayern das Bundesland mit den meisten Ladesäulen.
Die stolze Anzahl ist jedoch noch weit vom angestrebten Ziel entfernt. Denn bis 2030 sollen deutschlandweit 440.000 Ladesäulen in Betrieb sein. Damit wird der erwarteten steigenden Nachfrage nach E-Autos entsprochen.
Wer betreibt Ladestationen in Deutschland?
Die einzelnen Ladepunkte werden von unterschiedlichsten Anbietern betrieben. Neben Stadtwerken und Fahrzeugherstellern bieten unabhängige Dienstleister Ladelösungen an.
Ladelösungen von Stromanbietern
Zu den größten Anbietern aus der Energieversorgung gehören unter anderem E.ON, EnBW, RWE, EWE und Alego. Zumeist stellen sie sowohl Infrastruktur als auch Stromtanken zur Verfügung. Darüber hinaus gehen sie Partnerschaften ein, um das Ladenetzwerk zu vergrößern und so ihren Strom auch an Ladesäulen anzubieten, die ihnen nicht gehören.
Ladelösungen von Fahrzeugherstellern
Zum vermutlich bekanntesten Fahrzeughersteller, der Ladestationen anbietet, gehört Tesla. Das Unternehmen entwickelt an der vorderster Front Schnellladesäulen mit. Doch auch deutsche Hersteller wie Porsche, Audi, VW, BMW und Daimler betreiben Ladesäulen und entwickeln entsprechende Technologien mit.
Die Ladestationen Supercharger von Tesla erlauben aufgrund eines speziellen Anschlusses lediglich das Laden von Tesla Fahrzeugen. Doch deutsche Hersteller entscheiden sich für einen kooperativen Ansatz. Die aus BMW heraus gegründete Digital Charging Solutions GmbH (DCS) ist mittlerweile eine Kooperation zwischen BMW, Daimler und bp. Angeboten werden unter anderem "BMW Charging", "MINI Charging" und "Mercedes me Charge".
Einen weiteren Zusammenschluss bildet der E-Mobility-Provider Ionity. Auch hinter diesem Unternehmen stehen große Fahrzeughersteller, namentlich Volkswagen AG, Hyundai Motor Group, Daimler AG, Ford und BMW. Ionity versteht sich dabei als ausschließlicher Infrastrukturanbieter. Es gibt also Ionity Ladesäulen, aber weder Ladekarte noch Lade-App. Hierzu wird mit sogenannten E-Mobility Provider (EMP) zusammengearbeitet, die das Stromtanken ermöglichen.
Ladelösungen von E-Mobility Providern (EMP)
Sogenannte E-Mobility Provider bieten Ladekarten oder Apps zum Bezahlen an Ladesäulen an. Dazu kooperieren Sie mit zahlreichen Ladestation Betreibern, um für Ihren Bezahlungsdienst eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen. Ein Beispiel hierzu wäre beispielsweise Plugsurfing, das sich selbst als "Paypal der E-Mobilität" sieht. Ein weiteres Beispiel ist das Unternehmen NewMotion hinter der Royal Dutch Shell steckt.
Warum gibt es so viele Ladetarife bei E-Autos?
Von Tankstellen sind wir es gewohnt, dass alles aus einer Hand kommt. Mineralölkonzerne, gewinnen und verarbeiten Erdöl, gleichzeitig besitzen sie Tankstellen und verkaufen daraus ihren Sprit.
In der Elektromobilität sieht dies anders aus. Die Struktur lässt sich eher mit der Handytelefonie vergleichen. Es ist beispielsweise möglich über einen Mobilfunkanbieter durch die Errichtung oder Verlängerung eines Vertrags ein Handy zu bekommen oder vergünstigt zu kaufen. Genauso kann das Handy von einem Handyanbieter direkt erworben werden und mit einem beliebigen Telekommunikationsbetreiber ein Mobilfunkvertrag oder eine Wertkarte erworben werden.
Bei Ladestationen ist es genauso. Es gibt Unternehmen wie beispielsweise BMW, die über ihre Tochterfirmen sowohl Ladesäulen aufstellen als auch Stromtanken anbieten (BMW Charging).
Genauso gibt es Anbieter, die bestehende Infrastruktur nutzen und Ladeleistung anbieten. Ein Beispiel hierzu wäre Plugsurfing. Das Unternehmen hat sogenannte Charge Point Operator (CPO) Partner, also Ladestations-Partner. Eine Allianz, die mit über 250.000 Ladepunkten europaweit für Mobilität sorgt. Um an einen der Ladepunkte Stromtanken zu können, muss lediglich die Plugsurfing App auf dem Handy installiert werden.
Wie bezahle ich an Ladesäulen?
Als eine Entwicklung im Zeitalter der Digitalisierung ist der Zahlvorgang an Ladestationen zur Zeit mit Geld eigentlich nicht möglich. Stattdessen werden sogenannte Ladekarten oder Lade-Apps verwendete. Um einen Ladepunkt zu nutzen, muss der Nutzer sich über eine Ladekarte oder eine Lade-App registrieren. Ein Umstand, der für Kritik sorgt.
Nach der Ladesäulenverordnung müssen öffentliche Ladestationen das Aufladen ohne Registrierung anbieten. Dies gilt ab 2023. Damit wird zumindest Kartenzahlung mit EC- oder Kreditkarte ermöglicht. An jeder Ladestation? - Vermutlich nicht, denn bereits vor 2023 errichtete Ladestationen müssen nicht umgerüstet werden.
Bezahlen mit der Ladekarte
Netzbetreiber bieten Ladekarte zum Aufladen von E-Autos an. Der in der Karte integrierte Chip identifiziert den Kartenbesitzer und ermöglicht die monatliche Abrechnung der Ladekosten mit dem hinterlegten Konto.
An den meisten öffentlichen Ladestationen ist es möglich mit Ladekarten unterschiedlicher Netzbetreiber zu bezahlen. Der verrechnete Tarif hängt damit vom Stromnetz-Anbieter der Ladekarte ab. Wie bei einer Stromrechnung üblich, erfolgt die Abrechnung monatlich. Damit sehen sich Autofahrer einer ungewöhnlichen Situation gegenüber. Sie sehen an der Zapfsäule nicht sofort wie hoch die Kosten für das Tanken waren.
Bezahlen mit der Lade-App
Apps sind in der Regel dynamischer und liefern mehr Echtzeit-Informationen. Neben aktuellen Kostenabfragen bieten unterschiedlichste Apps bereits digitale Karten an. Diese zeigen, wo die nächsten Ladepunkte sind, an denen Sie mit Ihrer App laden und bezahlen können.
Die meisten App-Anbieter bieten darüber hinaus zahlreiche nützliche Features an, die Ihnen das Leben als E-Auto Besitzer leichter machen, z.B. Information zu Steckertypen an der Ladestation, Identifikation von AC oder DC Ladestationen.
Wie bei der Ladekarte hängt auch der Tarif bei der App vom Anbieter ab. Damit ist es beispielsweise möglich, dass drei Fahrer an derselben Ladesäule durch die Nutzung verschiedener Ladekarten oder Apps für dieselbe Menge Strom unterschiedliche Preise bezahlen.
Was ist Lade-Roaming?
Das Wort Roaming hat in der Welt der Handytelefonie einen bitteren Beigeschmack bekommen. Assoziiert werden damit immens hohe Kosten bei Telefonie, Internetnutzung und Versenden von Textnachrichten im Ausland. Auch wenn Regulierungen wie etwa das EU Roaming diese Kostenfallen eindämmen konnten, bleibt die negative Assoziation von Roaming bestehen.
Für Ladestation Betreiber gilt es dies abzulegen. Denn alles was Roaming in diesem Fall bedeutet ist Nutzung. Beispielsweise hat der Netzbetreiber EnBW zusätzlich zu eigenen Ladestationen sogenannte Roaming-Partner. Damit können Kunden über die EnBW über 200.000 Ladepunkte in ganz Europa nutzen.
Wie hoch sind die Preise an Ladesäulen?
Preise und Kosten an Ladesäulen können je nach Anbieter stark variieren. Wie bereits oben ausgeführt sind Infrastruktur-Provider und Netzbetreiber nicht immer ein- und dasselbe Unternehmen. Daraus ergeben sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Tarifmodellen, Abrechnungsssystemen und Strompreisen.
Die Preise für AC Laden liegen meist zwischen 36 Cent/kWh und 49 Cent/kWh. Für schnelleres DC Laden ist der Preise entsprechend höher und liegt in der Regel zwischen 39 Cent/kWh und 69 Cent/kWh. Hinzu kommen je nach Anbieter noch Extrakosten für Ladekarte/App und eventuelle monatliche Gebühren.
Wie finde ich den günstigsten Ladesäule Preis?
Ein Preisvergleich lohnt sich jedenfalls. Auch wenn das Übermaß an Angebot anfangs abschreckt, lassen Sie sich davon nicht übermannen. Neben dem Preis sollte auch die Ladeinfrastruktur ein Entscheidungskriterium sein. Also geht es nicht nur um den Tarif, sondern auch um die Frage: An wie vielen Ladestationen kann ich mit meiner Ladekarte oder Lade-App Stromtanken?
Preise von Herstellern prüfen
Sie haben bereits ein E-Auto? Prüfen Sie die Lademöglichkeiten Ihres Herstellers. Dies ist ein guter Ausgangspunkt für weitere Recherchen, da Sie einen ersten Preis zum vergleichen haben. Sie haben noch kein E-Auto? Vergleichen Sie Hersteller nicht nur nach den technischen Anforderungen Ihres Elektroautos, sondern auch nach den gebotenen Ladelösungen. Lassen Sie es in Ihre Gesamtbewertung und Kaufentscheidung mit einfließen.
Preise von regionalen Stromanbietern prüfen
Checken Sie welche Lademöglichkeiten es in ihrer Wohn- und Arbeitsumgebung gibt. Bietet ihr Arbeitgeber vielleicht sogar Lademöglichkeiten an? Wenn ja, welche und zu welchem Tarif? Die Stadtwerke bzw. Stromanbieter Ihrer Region sind auch eine gute Anlaufstelle. Wo und zu welchem Preis bieten Sie das Aufladen von Elektroautos an? Mit diesen Informationen sind Sie bereits einen deutlichen Schritt weiter.
Mit Bekannten und Familie über Preise und Anbieter sprechen
Wie haben Sie sich denn für Ihren derzeitigen Handyvertrag entschieden? Oder für Ihren Kabelanschluss? Vermutlich haben Sie sich mit Verwandten, Freunden, Bekannten und/oder Nachbarn ausgetauscht. Welchen Anbieter verwendet ihr denn? Zu welchem Preis? Welcher Tarif ist der Beste? Wie zufrieden seid ihr mit der derzeitigen Ladelösung? Guter Rat ist nicht teuer und oft sehr hilfreich.
Fazit
Wer die Wahl hat, hat die Qual, heißt es immer. Stromanbieter, Fahrzeughersteller und E-Mobility-Provider bieten Kunden weitreichende Möglichkeiten ihre E-Autos aufzuladen. Doch wer sich gut über Strompreise, Ladetarif und Ladekosten informiert, erlebt bei seiner E-Mobility-Stromabrechnung bestimmt keine böse Überraschung. Auch die zwingende Registrierung über Ladekarten und Apps wird durch gesetzliche Regelungen entschärft. Damit steht auch Bezahlung über EC- oder Kreditkarte bald nichts mehr im Wege.