Whiteboard-Skizzen

Mitte Oktober hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing in Berlin den Masterplan Ladeinfrastruktur II vorgestellt. Dass dies ein zentrales Vorhaben für die Verkehrswende sei, machte er gleich zu Beginn deutlich. Er erwarte in den nächsten Jahren einen „exponentiellen Anstieg der Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb“ und die Welt schaue auf Deutschland, denn alle „gehen davon aus, dass Deutschland Leitmarkt für die Elektromobilität werden wird.“

Die Zahl der Zulassungen liegt aktuell bei 1,6 Millionen E-Autos. Bis 2030 strebt die Bundesregierung eine Steigerung auf 15 Millionen an. Bis dahin sollen auch eine Million öffentliche Ladesäulen in Deutschland verfügbar sein, die bedarfsgerecht platziert werden sollen. Aktuell liegt Deutschland bei 68.000. Es gibt also noch viel zu tun!

Insgesamt 68 Maßnahmen umfasst der Plan. Die meisten davon sind nur mit digitalen Technologien erreichbar. Und so begreift Wissing, der nicht nur Verkehrs- sondern auch erster Digitalminister überhaupt ist, den Masterplan vor allem als Digitalisierungsprojekt. Johannes Pallasch, Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, bei der Vorstellung neben Wissing auf dem Podium sitzend, betonte, die Ladeinfrastruktur müsse aus Nutzersicht gedacht werden. 

Wir bei Monta können beidem natürlich nur zustimmen, weil wir das genauso sehen: Digitalisierung und Nutzerorientierung sind quasi die DNA unseres Unternehmens.

Ein näherer Blick in den Maßnahmenkatalog zeigt, dass Wissing und sein Ministerium ihre Vorhaben nicht allein umsetzen werden können. Das ist wenig überraschend, denn Ladeinfrastruktur tangiert die verschiedensten Bereiche: von der Steuergesetzgebung, über die Nutzung des öffentlichen Raums bis hin zum Strommarktdesign. Digitale Technologien werden zentral für das Informations- und Schnittstellenmanagement sein. 

Wir haben uns die Maßnahmen einmal genauer angesehen – einige von ihnen möchten wir herausstellen:

Meldung privater Ladepunkte für Bedarfsermittlung öffentlicher Ladeinfrastruktur 

Daten und Analysen über die Verteilung und Nutzung der Ladepunkte sollen den weiteren Ausbau leiten. Private Ladepunkte auf Niederspannungsebene sollen daher künftig nicht nur beim Netzbetreiber sondern auch bei der Bundesnetzagentur gemeldet werden. 

Abgabe von Ladestrom an Dritte und Ladeinfrastruktur-Sharing wird geprüft

Privatpersonen und Unternehmen sollen unbürokratisch die entgeltliche oder kostenfreie Nutzung ihrer Ladepunkte durch Dritte ermöglichen können, ohne den Anforderungen an einen Energielieferanten zu unterfallen, was aktuell in Deutschland der Fall ist. 

Bereitstellung dynamischer Daten für Navigationssysteme 

Für die effiziente Planung von Ladestopps in Navigationssystemen, etwa per App sollen Verfügbarkeit, Belegungszustand und Preis von Ladepunkten in Echtzeit zur Verfügung stehen. 

Aufbau von Ladeinfrastruktur auf Stellplätzen in Immobilien mit mehreren Eigentümern

Werden Ladesäulen etwa in Mehrfamilienhäusern mit mehreren Eigentümern installiert, sollen Lösungsansätze für den Umgang mit verschiedenen rechtlichen Konstellationen erarbeitet werden. 

Transparenz bei Preisen und Belegung von Ladesäulen

„Jeder soll rechtzeitig erfahren, was das Laden kostet und ob die Ladesäule frei ist. Dazu werden künftig Echtzeitdaten zu Belegstatus oder Preisen zur Verfügung stehen. Laden wird so einfach und selbstverständlich wie Tanken – vielleicht sogar noch komfortabler“, so Wissing.

Ladeinfrastruktur an Behördenparkplätzen 

Behörden des Bundes sollen bis Ende 2025 möglichst 25 Prozent der Stellplätze mit Ladeinfrastruktur für Gäste und Beschäftigte ausstatten.

Strom aus der eigenen PV-Anlage

Die Ministerien wollen prüfen, wie selbsterzeugter Strom unkompliziert für das Laden der eigenen Flotte oder des eigenen E-Fahrzeugs genutzt werden kann.

Ladeinfrastruktur ins Stromsystem integrieren

Die Bedarfsplanung der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur soll besser ans Stromnetz angepasst werden. Neben der Beschleunigung von Prozessen ist das oberste Ziel, die Netze für die wachsenden Anforderungen zu rüsten.

Unterstützungspaket für Kommunen 

Planung, Umsetzung und Finanzierung von Ladeinfrastruktur in den Kommunen soll erleichtert werden. Das beinhaltet u.a. regionale Ladeinfrastrukturmanager, digitale Beratungs- und Schulungsinstrumente sowie Leitfäden und Muster zur Optimierung von Planungs- und Genehmigungsprozessen.

Unser Fazit

Es gibt passgenaue digitale und erprobte Lösungen für die meisten Maßnahmen – wir bei Monta wissen das aus Erfahrung.

Die Frage ist, wie schnell die Maßnahmen umgesetzt werden können. Hier äußerten sich Branchenverbände wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)oder der Verband der Automobilindustrie (VDA) durchaus kritisch. 

Aus unserer Sicht sollte die Bundesregierung nicht viel Zeit für Prüfauftrage aufwenden. Viele Lösungen sind schon längst verfügbar. 

Ein Blick nach Norden in Länder wie Dänemark oder Schweden zeigt wunderbar auf, wie sich ein dezentrales, digitales und nachhaltiges Ökosystem für Ladeinfrastruktur entwickeln kann, wenn die richtigen Anreize gesetzt werden: Dort werden etwa private Ladesäulen ganz einfach geteilt und flexible Stromtarife motivieren dazu, dann zu laden, wenn viel erneuerbarer Strom im Netz verfügbar ist. Fahrer*innen können sich in Warteschlagen einreihen oder das Laden buchen wie einen Termin beim Friseur. Und das sind nur die ersten Schritten auf dem Innovationspfad, den wir gerade erst betreten haben. 

Wir finden: Das können wir in Deutschland auch. Man muss es jetzt einfach machen! Und wir haben große Lust darauf, die Zukunft des Ladens mitzugestalten!